Bedarfsüberprüfungen im Wohlfahrtsstaat

Der Anthropologe David Graeber berichtet in seinem Buch „Bullshit Jobs – A Theory“, dass Bedarfsüberprüfungen in Wohlfahrtssystemen mindestens zu einem Verzicht bei 20% der Berechtigten führt, wenn nicht gar mehr, auf berechtigte Leistungen, die diejenigen nicht in Anspruch nehmen, wegen der Überprüfungen.

Und das beim Missbrauch von Wohlfahrtsangeboten nur von einer verschwindend kleinen Zahl von Personen auszugehen ist, ein Prozent etwa.

Außerdem werden von den Behörden „bewusst“ Hindernisse aufgebaut, um Personen von der Antragstellung abzuschrecken. – Als Ergebnis davon, würden heute cirka 60% der Wohlfahrtsberechtigten auf Anträge verzichten. (Bezogen auf England)

Diese Erfahrungen sind auf Deutschland übertragbar, da wir ein ähnliches Kontroll- und Verteilsystem gegen die Arbeitslosen aufgebaut haben, das wie in England auch, Jobcenter heißt.

Diese Ergebnisse widersprechen Aussagen etwa von Christoph Butterwegge, einem deutschen Grundeinkommen-Gegner, der immer wieder behauptet, der heutige Wohlfahrtsstaat würde „bei Bedarf“ den Leuten alles geben, was ihnen zusteht.

Das ist aber nicht der Fall. Es ist eine geschönte Darstellung des heutigen Wohlfahrtsstaates.

Deshalb sind auch die Vorstellungen der GRÜNEN zur Existenzsicherung nicht ausgereift. – So will der GRÜNE Robert Habeck weiterhin die Existenzsicherung den Bedürftigen „nur auf Antrag“ gewähren.

Da aber eine Existenzsicherung immer von den Menschen benötigt wird, empfinden sie „den Nachweis“, dass sie diese brauchen, entwürdigend und als Schikane.

So ist es nur folgerichtig, das Grundeinkommen „bedingungslos“ allen Menschen geben zu wollen, eben weil man die heutige Situation kennt, die menschenunwürdig ist.