Wenig ansprechender Artikel zum Grundeinkommen

Der Mensch kann vollkommen frei seinen Neigungen nachgehen, dem Müßiggang frönen, kreativ und sozial engagiert sein, doch ohne jeden Zwang, etwas wirtschaftlich Verwertbares zu schaffen.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/tag-der-arbeit-was-ein-bedingungsloses-grundeinkommen-bringt-a-1205655.html

Der Autor gibt seine Ansichten zum Grundeinkommen zum Besten, was nicht immer gelungen wirkt. Erst bemüht er sich um Verständigung. Er kann die Grundeinkommen-Befürworter verstehen, die sich um die Digitalisierung sorgen, er kann verstehen, dass viele mit dem Hartz4-System nicht zufrieden sind. – Aber dann meint er, der bestehende Sozialstaat sei doch gar nicht so schlecht, und man könne ihn reformieren, und das Grundeinkommen könne gar nicht seine Versprechungen einhalten.

Der Schreiber des SPIEGEL-Artikels wendet sich letztlich gegen das Grundeinkommen, auch wenn er sagt, die Anliegen der Grundeinkommen-Befürworter nachvollziehbar zu finden.

Aber nicht weil viele Menschen durch die Digitalisierung »keine Chance auf Erwerbsarbeit« haben, soll Einkommen und Arbeit entkoppelt werden, sondern weil man Arbeit nicht bezahlen sollte!

Arbeit ist kein Produkt. Aber nur Produkte haben einen Preis. Wäre es anders, wäre der Mensch ein Prostituierter. – Und an dem Beispiel sehen wir alle, dass wir das nicht gut finden.

Außerdem geht es im Leben nicht um »wirtschaftlich Verwertbares«, wie sich der Autor ausdrückt, sondern um sinnvolle Arbeit und brauchbare Güter. Und diese werden sicher in einer Grundeinkommensgesellschaft von großer Bedeutung sein.

Dass wir Menschen »zwingend« Konsumenten sein müssen, ist eine irreführende Behauptung. Richtig ist, dass ein lebenserhaltender Konsum immer notwendig ist.

Dann konstruiert er ein »zentrales Problem«, das überhaupt nicht existiert. Millionen Menschen müsste die Teilhabe an der Erwerbsarbeit-Gesellschaft ermöglicht werden, obwohl ihnen die passende Fortbildung fehlt. Keine Ahnung, wie er darauf kommt, dass das wichtig sei.

In einer Grundeinkommensgesellschaft werden die Bürgerinnen und Bürger selbst bestimmen, was in ihrem Leben wichtig ist. Jedenfalls ist es nicht Aufgabe der Bürger, »mitkommen« zu müssen, beziehungsweise das werden sie schon selbst sagen, was sie wollen.

Die Demografie hat nichts mit dem Grundeinkommen zu tun. Natürlich kann man alle möglichen Situationen irgendwie in Zusammenhang mit dem Grundeinkommen bringen. Aber manchmal sieht das schon recht willkürlich aus.

Die »Arbeitsgesellschaft« existiert in erster Linie in unseren Köpfen, als fixe Idee. Hätten wir eine Grundeinkommensgesellschaft, würden wir uns endlich auch mehr Gedanken über andere Dinge machen, die wichtig sind.

Hartz4 wird auch von diesem Autor unzureichend dargestellt. – Er würdigt nicht den Zwangsarbeit-Aspekt genügend, der in Hartz4 drinsteckt. Gerade das aber, ist menschenunwürdig. Ein Bedingungsloses Grundeinkommen würde damit sofort Schluss machen.

Das Bedingungslose Grundeinkommen soll das Existenzminimum decken. Jeder dann hinzuverdiente Euro wäre zusätzliches Geld. Dann kann man nicht davon sprechen, dass die Arbeit verschwindet. Es gäbe genügend Anreize noch zusätzlich zum Grundeinkommen zu arbeiten.

Herr Diekmann spricht nur von der Einkommenssteuer. Aber gerade eine reine Konsumsteuer würde das Arbeiten in einer Grundeinkommensgesellschaft attraktiv machen.

Der Autor redet von marktradikalen und emanzipatorischen Konzepten. Emanzipatorisch nennt sich das »linke« Grundeinkommen-Modell. Was er sich unter dem ausgedachten Begriff »marktradikal« vorstellt, bleibt schleierhaft.

Fazit: Ein kaum interessanter SPIEGEL-Beitrag und eher distanziert zum Grundeinkommen.